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In Dänemark lohnen sich energieflexible Technologien schon heute – in Deutschland nicht: Was wir von unseren Nachbarn lernen können

Im dänischen Vejle hat der Gaskonzern Linde die weltweit erste kommerzielle Luftzerlegungsanlage in Betrieb genommen. Seit knapp einem Jahr läuft sie erfolgreich – und netzdienlich. In Deutschland würde sich eine solche Anlage gar nicht erst lohnen. Das Beispiel Linde zeigt, wie unterschiedliche Netzentgeltsystematiken den Einsatz energieflexibler Technologien beeinflussen. Warum das so ist und was Deutschland von Dänemark lernen kann.

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Netzentgeltsystematiken unterscheiden sich weltweit. Was wir in Deutschland von unseren Nachbarn lernen können, zeigt ein Beispiel des Gaskonzerns Linde. © adrian_ilie825 – stock-adobe.com

Die Zerlegung von Luft in ihre einzelnen Bestandteile ist extrem Energie-, das heißt: Strom-aufwendig – wie viele andere industrielle Prozesse auch. Die variablen Kosten einer Luftzerlegungsanlage bestehen zu fast 100 Prozent aus Stromkosten. Um wettbewerbsfähig zu sein, braucht es also wettbewerbsfähige Stromkosten.

Damit das auch in Deutschland der Fall ist, bekommen Industriebetriebe mit einer besonders hohen Energienachfrage günstigere Netzentgelte. Allerdings nur unter bestimmten Bedingungen. Eine davon ist ein gleichmäßiges Lastverhalten, also eine gleichmäßige Stromnachfrage. Das bedeutet: Wenn ein Unternehmen das Netz durch energieflexible Technologien entlastet, verliert es seinen Anspruch auf günstigere Netzentgelte. Anders gesagt: Energieflexible Maßnahmen zum Klimaschutz rechnen sich für Industrieunternehmen wirtschaftlich nicht. Das gilt auch im Fall des SynErgie-Partners Linde: In Dänemark kann er eine Luftzerlegungsanlage mit in Kopernikus entwickelten Technologien vorteilig einsetzen – in Deutschland würde sie sich wirtschaftlich nicht rechnen.

Der Grund: Das dänische Stromsystem bestraft Energieflexibilität nicht: Weil Netzentgelte in Dänemark ausschließlich auf der Grundlage eines (zeitabhängigen) Arbeitspreises berechnet werden, führen Lastspitzen durch Energieflexibilität nicht zu erhöhten Netzentgelten. Anders ausgedrückt: Wenn ein Unternehmen in Dänemark seine Stromnachfrage erhöht, um das Netz zu entlasten, beeinflusst das nicht die zu zahlenden Netzentgelte.

Zusammen mit SynErgie hat der Gaskonzern Linde daher ein Papier mit regulatorischen Änderungsbedarfen verfasst. Das wichtigste Anliegen: Wenn ein Unternehmen netzdienlich die Stromnachfrage erhöht, soll das keine Auswirkungen mehr auf die zu zahlenden Netzentgelte haben – wie in Dänemark. Das gilt insbesondere im Zusammenhang mit der so genannten 7000-Stunden-Regelung. Was das bedeutet, lesen Sie in diesem Paper.

Download: Papier zur Regulierung hinsichtlich Netzentgeltsystematik

Wie funktioniert kryogene Luftzerlegung?

Bei der kyrogenen Luftzerlegung wird zunächst die Umgebungsluft durch einen Filter angesaugt und verdichtet. Anschließend wird die Luft abgekühlt, unerwünschte Verunreinigungen wie Staub oder Kohlendioxid werden in Adsorbern abgetrennt. Durch Wärmeaustausch und Expansion wird die Luft weiter abgekühlt, sodass sie einen Temperaturbereich von -170 C° bis -193 C° erreicht. Aufgrund verschiedener Druckniveaus und der extrem niedrigen Temperaturen ist es möglich, die unterschiedlichen Siedepunkte der Gase zu erreichen. So lassen sich die einzelnen Bestandteile der Luft verflüssigen und voneinander trennen. Je nach Art der Luftzerlegungsanlage werden die Endprodukte als Flüssiggase in Produkttanks oder als Gase per Pipeline zu den Kunden transportiert.