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Stellungnahme im Rahmen der Konsultation des Optionenpapiers zum Strommarktdesign der Zukunft

Mit Bezugnahme auf das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) veröffentlichte Optionenpapier zum Strommarktdesign der Zukunft vom 02.08.2024 hat das Kopernikus-Projekt SynErgie die folgende Stellungnahme veröffentlicht.

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Eine integrierte Betrachtung der verschiedenen Handlungsfelder ist für die Reduzierung von Ineffizienzen im Energiesystem entscheidend

Das Kopernikus-Projekt SynErgie begrüßt grundsätzlich das Optionenpapier zum Strommarktdesign der Zukunft sowie die darin diskutierten Handlungsfelder und -optionen. Aus unserer Sicht stellt die umfassende Darstellung der vier Handlungsfelder Investitionsrahmen für erneuerbare Energien, Investitionsrahmen für steuerbare Kapazitäten, Lokale Signale und Nachfrageseitige Flexibilitätspotenziale heben einen wichtigen Beitrag dar, die Rahmenbedingungen für ein zukunftsfähiges Strommarktdesign in die richtige Richtung zu lenken. Es ist wichtig zu betonen, dass eine ganzheitliche Betrachtung der vier Handlungsfelder für das Gelingen der Energiewende zwingend erforderlich ist. Insbesondere müssen bei den Handlungsoptionen im Rahmen der Kraftwerksstrategie auch die Gestaltungsaspekte für lokale Signale und nachfrageseitiger Flexibilität adressiert werden. Das Zusammenwirken der Handlungsfelder ist unseres Erachtens noch nicht hinreichend ausgeprägt, wodurch Ineffizienzen im Energiesystem und hohe Systemkosten erzeugt werden. Derartige Ineffizienzen im Energiesystem gefährden nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland, sondern machen die Energiewende teurer als notwendig! Vor dem Hintergrund, dass die diskutierten Inhalte im Rahmen der Handlungsfelder Lokale Signale sowie Nachfrageseitige Flexibilitätspotenziale heben einen wesentlichen Kern des Kopernikus-Projekts SynErgie adressieren, wird insbesondere zu den mit diesen Handlungsfeldern verbundenen Leitfragen Stellung bezogen. Die Themenbereiche Investitionsrahmen für erneuerbare Energien sowie Investitionsrahmen für steuerbare Kapazitäten stehen hingegen nicht im Fokus unserer Forschung, weshalb zu diesen nicht im Detail Stellung bezogen wird.

Nachfrageflexibilität ist ein Schlüsselelement für das erfolgreiche Gelingen der Energiewende

Für eine erfolgreiche Transformation des Stromsystems und die effiziente Integration volatiler erneuerbarer Energien ist das Erschließen nachfrageseitiger Flexibilitätspotenziale essenziell. Aus diesem Grund begrüßt das Kopernikus-Projekt SynErgie im Rahmen des Optionenpapiers die Einstufung von Flexibilität als „zentrales Merkmal für wettbewerbsfähige Strompreise und ein effizientes, klimaneutrales Stromsystem“. Wie auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sehen wir die Digitalisierung als einen wesentlichen Baustein, um die Bereitstellung Nachfrageseitiger Flexibilität zu ermöglichen. Zudem gilt es, alle technischen, ökonomischen und regulatorischen Hemmnisse, die derzeit die Bereitstellung nachfrageseitiger Flexibilität einschränken oder sogar verhindern, zu beseitigen. Insbesondere im Hinblick auf die gegenwärtige Berechnungssystematik der Industrienetzentgelte sehen wir erhebliche Flexibilitätshemmnisse. Daher begrüßt das Kopernikus-Projekt SynErgie – wie das BMWK – das im Juli 2024 von der Bundesnetzagentur (BNetzA) vorgestellte Eckpunktepapier sowie die darin skizzierten Weiterentwicklungsansätze für die Industrienetzentgelte im Elektrizitätsbereich.

Lokale Flexibilitätsmärkte zur Etablierung lokaler Signale in der Einheitspreiszone

Das Kopernikus-Projekt SynErgie unterstreicht darüber hinaus die durch das BMWK hervorgehobene Notwendigkeit, das aktuelle Strommarktdesign um die Dimension Lokalität zu erweitern und damit eine Form von lokalen Signalen bzw. lokaler Steuerung im zukünftigen Strommarktdesign zu verankern. Ergänzend dazu betonen wir die Notwendigkeit lokaler Signale – sowohl für gezielte Investitionsanreize als auch für gezielte Dispatch- und Verbrauchsanreize. Im Hinblick auf das klare Bekenntnis des BMWK zur einheitlichen deutsch-luxemburgischen Gebotszone und der ablehnenden Haltung gegenüber einem lokal differenzierten Strommarktdesigns stellen aus Sicht des Kopernikus-Projekts SynErgie lokale Flexibilitätsmärkte deshalb eine interessante Möglichkeit dar, das derzeitige Strommarktdesign um eine lokale Komponente zu ergänzen.

Das im europäischen Ausland bewährte Konzept der lokalen Flexibilitätsmärkte wird in Deutschland allerdings im Zuge der Weiterentwicklung des Strommarktdesigns kaum diskutiert, was insbesondere am Umgang mit den zwei grundlegenden Herausforderungen – dem Auftreten von Marktmacht und dem sog. „Inc-Dec Gaming“, also strategischem Bieterverhalten – liegt.

In einer gemeinsamen Stellungnahme mit der EPEX SPOT erläutern wir jedoch, welche Maßnahmen das Ausüben von Marktmacht und Gaming erheblich einschränken oder sogar vollständig verhindern können und regen an, dass regulatorisches Lernen im Rahmen von Modellregionen und Reallaboren eine zentrale Rolle spielen sollte, um die aktuellen Vorbehalte gegenüber lokalen Flexibilitätsmärkten zu adressieren und gezielte Maßnahmen für das Monitoring von Marktmacht und Gaming zu entwickeln, zu erproben und transferierbar zu machen. Das initiierte Reallabor-Gesetz bietet hierfür die Grundlage, um bspw. in der Energieflexiblen Modellregion Augsburg einen lokalen Flexibilitätsmarkt zu implementieren. Mit 26 Partnerunternehmen, 11 Forschungseinrichtungen, 16 übertragbaren Demonstratoren und der systematischen Vernetzung aller relevanten Stakeholder wie Politik, Netzbetreiber, Industrie und Gesellschaft ist Augsburg seit 2016 Modellregion für Energieflexibilität. Mit einem bereits etablierten Netzwerk aus Wissenschaft und Praxis ist die Energieflexible Modellregion Augsburg ideal, um dies zu forcieren und regulatorisches Lernen mithilfe von Experimentierklauseln zu realisieren.

Ausführlichere Informationen hierzu finden Sie in unserer Stellungnahme