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STROMPREISE SIND BEREITS HEUTE SO HOCH WIE FÜR 2030 VORHERGESAGT

Der angestrebte Ausbau Erneuerbarer Energien hat deutliche Auswirkungen auf aktuelle und zukünftige Strompreise. Forschende des Kopernikus-Projekts SynErgie prognostizierten schon 2018 steigende und stark schwankende Strompreise für 2030, die sogar schon im zweiten Halbjahr 2021 übertroffen wurden. Die Flexibilität der Stromnachfrage kann hierbei einen wichtigen Beitrag leisten, um die Preise wieder in ein Gleichgewicht zu bringen.

Yingyaipumi - stock.adobe.com
© Yingyaipumi – stock.adobe.com

Ein Team des Kernkompetenzzentrums FIM und der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT (FIM/FIT) analysiert im Rahmen von SynErgie kontinuierlich die Strompreise am für alle Strommärkte wichtigen Day-Ahead-Markt. Auf diesem Markt werden die Stromlieferungen für jede Stunde des folgenden Tages gehandelt.

In den Jahren 2016 bis 2020 lag der Durchschnittspreis für eine Megawattstunde Strom noch konstant und deutlich unter 50 EUR/MWh. Im Jahr 2021 explodierte er hingegen und notierte fast 100 EUR/MWh. Hinzu kommt, dass – im Gegensatz zu den Vorjahren – im Jahr 2021 auch sehr viel größere Preisschwankungen sowie ein Rückgang der Anzahl von Stunden mit negativem Strompreis beobachtet wurden.

Day-Ahead, DE/(AT)/LU, abgerufen über smard.de; EWI Köln
  Jahr# negative StundenMinimum 
(€/MWh)​
Maximum (€/MWh)Durchschnittspreis
(€/MWh)​
201697​-130,09​104,96​28,98​
2017146​-83,06​163,52​34,19​
2018134-76,01​128,26​44,47​
2019211-90,01​121,46​37,64​
2020298​-83,94​200,04​30,47
2021139​-69,00​620,00​96.85​

Im Jahr 2018 hat das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI) eine Prognose für das Jahr 2030 abgeben, basierend auf einer Strommarktsimulation unter der Annahme des Klimaschutzszenarios 2050 des Öko-Instituts. Vergleicht man die Werte der SynErgie-Analyse mit denen der Prognose, zeigt sich, dass die vorhergesagten Börsenstrompreise schon wesentlich früher eingetreten sind. Der im vergangenen Jahr realisierte Durchschnittsstrompreis in Höhe von 97 EUR/MWh lag bereits deutlich über dem für 2030 prognostizierten Wert in Höhe von 93 EUR/MWh.

Im lediglich vierten Quartal von 2021 fiel der Durchschnittspreis mit über 150 EUR/MWh sogar noch extremer aus. Zudem hat das Jahr 2022 genauso hoch begonnen und dieses hohe Preisniveau bisher auch beibehalten.

Ebenso übertraf das Preismaximum im vergangenen Jahr mit einem Wert von 620 EUR/MWh das prognostizierte Maximum in Höhe von 138 EUR/MWh um ein Vielfaches, was die ebenso enormen Preisschwankungen im vergangenen Jahr verdeutlicht.

Besonders im Lichte des aktuellen Angriffskriegs in der Ukraine wird klar, dass wir in Zukunft noch stärker auf regenerative Energiequellen als Alternative zu fossilen Brennstoffen wie Gas setzen müssen. Die oben geschilderten Preisentwicklungen zeigen, dass dies unter wettbewerbsfähigen Strompreisen für die deutsche Industrie mittelfristig nur gelingen kann, wenn Klimaschutz durch den weiteren Ausbau Erneuerbarer Energien und eine Flexibilisierung der Nachfrageseite als Antwort auf die zunehmend volatile Einspeisung zusammen­gedacht werden. Sonst eben riskieren wir eine Dekarbonisierung durch Deindustrialisierung. Hierbei kann und muss – unter weiterentwickelten regulatorischen Rahmenbedingungen – die im Rahmen von SynErgie untersuchte Stromnachfrageflexibilität einen wichtigen Erfolgsbeitrag leisten. Deshalb wird im Projekt SynErgie stets intensiv daran gearbeitet, den Strommarkt durch technologische, organisatorische, aber auch regulatorische Maßnahmen flexibler gestalten und nutzen zu können.

Weitere Informationen zu regulatorischen Anpassungen, die nötig sind, um Nachfrageflexibilität zu stärken und zum Strommarktdesign der Zukunft können hier nachgelesen werden: https://synergie-projekt.de/aus-synergie/regulatorische-handlungsempfehlungen